Tico Tico | Zequinha Abreu

Die Melodie von Tico Tico ist ein typisches Beispiel des Choro-Stils – eine virtuose, fast solo-artige Melodielinie, die ohne Atempause die Musik antreibt. Die Harmonien wiederum können sich entspannt zurücklehnen und gehen nur sporadisch über die Grundfunktionen der Tonalität hinaus. 

Es gibt unzählige Interpretationen dieser klassischen Melodie. Hier spielt Paco de Lucia, der Maestro der Flamenco-Gitarre, seine Interpretation: 

Tico Tico - Lerne die Melodie

Um sich mit dieser Spielweise vertraut zu machen, ist neben einer gründlichen Vorbereitung der Tonleitern über das gesamte Griffbrett die Sicherheit in den rhythmischen Figuren auf Sechzehntel-Ebene notwendig.

Der Hauptteil der Melodie besteht aus einem kleinen Motiv, das geschickt durch die Akkordverbindung gewoben wird. Wie in dem Notenbild zu erkennen ist, gibt es einige tonleiterfremde Töne, die unterschiedlichen Ursprungs sind:

  • harmonisch: Akkordtöne der Zwischendominanten 
  • melodisch: Umspielungen und Durchgangstöne
Der erste Teil von Tico Tico in der Tonart A-Moll

Umspielungen

Besonders die Umspielungen zum Auftakt geben der Melodie ihren charakteristischen Klang. Diese Art der Melodieführung ist seit der Klassik nicht ungewöhnlich. Das „Rondo Alla Turca“ von Mozart ist ein berühmtes Beispiel und vor allem in der Jazz-Melodik haben Umspielungen ihren Höhepunkt gefunden.

Rondo Alla Turca, W.A. Mozart

Im obigen Beispiel in der Tonart a-Moll bilden die ersten vier Töne eine Umspielung des Grundtons A. Es ist eine der typischsten Umspielungen: Die diatonische Note B von oben und die chromatische Note G# von unten. Bei der Analyse des Anfangs von Tico Tico findet man das gleiche Prinzip: Hier wird der Ton E (die Quinte von a-Moll oder der Grundton von E7) chromatisch von unten (d#) und diatonisch von oben (f) umschlossen. Suche nach weiteren Umspielungen in dieser Melodie!

Akkordtöne der Zwischendominanten

Das zweite auffällige Merkmal ist die konsequente Verknüpfung der Melodieführung mit dem harmonischen Kontext. So wird in Takt 3 der Dominantseptakkord E7 in der Melodie mit den Tönen D-H-G#-E buchstabiert. Das tonleiterfremde G# ist die Terz der Dominante und somit der Leitton zur Tonika A-Moll. Diese chromatische Veränderung ist eine gängige Praxis. 

In Takt 7 wird die Doppeldominante B7 melodisch ausgespielt. Hieraus resultieren die tonleiterfremden Töne D# (Terz von B7) und F# (Quinte von B7). Diese Art der Melodieführung ist in der Konzeption sehr ähnlich zu den Akkordton-bezogenen Improvisationen in der Jazz-Musik. 

Paco De Lucias Arrangement

Paco de Lucia spielt Tico Tico in der Tonart E-Moll mit einem Kapodaster am II.Bund (also klingend Fis-Moll).

Mit diesem Soundslice kannst du die Melodie mit verschiedenen sinnvollen Hilfsmitteln üben. So hast du neben dem Verlangsamen des Notenmaterials auch die Möglichkeit einzelne Stellen zu wiederholen und somit besonders anspruchsvolle Passagen intensiv zu üben. 

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