How Insensitive (im Original: „Insensatez“) ist eine der schönsten Balladen von Tom Jobim. Die kurze und eingängige Form des Songs haben ihn auch unter Jazz-Musikern sehr populär gemacht. So ist Pat Metheny bekannt dafür den Song regelmäßig Live zu spielen und eine Version, die die sanfte Melancholie dieses Stückes wunderbar einfängt, stammt von dem leider kürzlich verstorbenen Jazz-Gitarren-Giganten Pat Martino. 

Trotz dieser einflussreichen Vorbilder bleibt auch bei diesem Stück die Einspielung von Joao Gilberto die maßgebliche Version für Gitarristen. Wieder einmal wählt Gilberto eine spezielle Tonart, in diesem Falle H-Moll anstelle der oftmals gespielten Tonart D-Moll.

How Insensitive für Solo-Gitarre

Auch dieses Arrangement für Solo-Gitarre steht in der Tonart H-Moll, die der Gitarre sehr gut liegt und viele Akkordgriffe erleichtert. Die Form besteht aus zwei gleich langen Hälften zu jeweils 8 Takten. 

Ein besonderes Merkmal von „How Insensitive“ ist die chromatische Bewegung der Basstöne. Hierbei spielen die verminderten Durchgangsakkorde ein wichtige Rolle. Sie sind der „Allzweck-Kleber“ und verbinden die Harmonien auf elegante Art und Weise.        

Harmonische Analyse - Die verminderten Akkorde

Bereits im zweiten Takt erscheint der erste verminderte Akkord als Bindeglied zwischen der Tonika H-Moll und dem tonart-fremden A-Moll6-Akkord. Der hier beginnende chromatische Abstieg löst sich erst zu dem GMaj7-Akkord (dem Tonika-Gegenklang) in Takt 5 auf. Dieser verminderte A#-Akkord auf der erhöhten VII. Stufe ist am einfachsten als verkürzter Dominantseptakkord (F#7/A#) zu deuten.   

In der zweiten Hälfte des Songs findet sich wiederum im zweiten Takt ein verminderter Akkord – der Harmonieverlauf des ersten Teils wird imitiert. Diese Wiederholung stärkt die prägnante Struktur von „How Insensitive“. Der verminderte G#-Akkord ist auch hier als verkürzte Zwischendominante des voran gegangenen A-Moll-Akkordes interpretierbar.

Beide abwärts-gerichteten verminderten Akkorde haben sehr schlüssige Stimmführungen zu ihren nachfolgenden Akkorden und können somit auch als Vorhalts-Akkorde – ohne direkten funktionsharmonischen Zweck – gedeutet werden. Verminderte Akkorde sind und bleiben sowohl in ihrer harmonischen Funktion als auch in ihren zugehörigen melodischen Skalen extrem vielseitig und sind wahre Chamaeleon der Jazz-Harmonik.

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